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Der 2. Seekrieg (1739-1748)

Spanien, Frankreich und Großbritannien streiten um die spanischen Kolonien

Die spanischen Bourbonen hatten ihr Reich nach 1713 einem tiefgreifenden Reformprozess unterzogen. Als Vorbild diente dabei Frankreich: Anstelle der alten regionalen Eliten übernahmen königliche Intendanten die Provinzverwaltung und in der Wirtschaft erhöhten neue Methoden die Erträge. Auch sollten dem spanischen Handwerk die eigenen Kolonien als Rohstofflieferanten und Absatzmärkte erschlossen werden. Letzteres aber gefährdete die dortige Stellung der britischen Manufakturbesitzer und Kaufleute. Tatsächlich ergriff Madrid während der 1730er Jahre zunehmend polizeiliche Maßnahmen gegen den britischen Schmuggel. Damit aber brachte es die Öffentlichkeit des Inselkönigreiches immer mehr gegen sich auf.

Spanien wurde dabei von Frankreich unterstützt. Dieses hatte sich durch das Einvernehmen mit Großbritannien wirtschaftlich von den Kriegen Ludwigs XIV. erholen können. Um 1730 wieder eine prosperierende Wirtschaft aufweisend, suchte das Königreich nach neuen Investitionsobjekten. Es fand sie in den spanischen Kolonien. Daher drängte die französische Regierung Madrid, dort die Aktivitäten französischer Kaufleute zu fördern und diejenigen britischer durch den Einsatz von Militär einzudämmen.

1733 schlossen die beiden bourbonischen Linien einen Familienvertrag. In ihm versprach Frankreich, Spanien für den Fall eines Krieges gegen Großbritannien mit seiner Flotte zu unterstützen. Französische Diplomaten und Militärs erwogen in der Folge militärische Maßnahmen gegen britische Überseestützpunkte. Vor den Kleinen Antillen kam es 1737 zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen französischen und britischen Kriegsschiffen. Ein Krieg zwischen Versailles und London konnte aber vorläufig noch vermieden werden. Madrid hingegen kündigte 1739 den Asiento-Vertrag und setzte seine Pressionen gegen britische Schmuggler fort. Daraufhin erklärte das Parlament in London Spanien im Oktober 1739 den Krieg.

Der Kampf um die peruanische Handelsroute

Madrid sollte durch die Unterbrechung seiner Kommunikationsrouten nach Amerika schnell zum Einlenken gezwungen werden. Allerdings musste aufgrund des Vertrages von 1733 jederzeit mit dem Kriegseintritt Frankreichs gerechnet werden. Daher wurde ein erheblicher Teil der britischen Marine im Ärmelkanal zurückgehalten. Was an Offensivkräften verblieb, schien nicht für die Eroberung von Cadiz oder Havanna auszureichen. Deshalb sollte durch Schläge an den Nahtstellen Puerto Bello auf der Landenge von Panama und Cartagena in Neu-Granada wenigstens die Verbindung nach Peru unterbrochen werden.

Die Briten eroberten Puerto Bello im November 1739. Die Einnahme Cartagenas erwies sich als ungleich schwerer: Zwischen März 1740 und März 1741 unternommene Versuche zur Einnahme der Stadt misslangen. Die Abschneidung Perus von Spanien war damit nur partiell gelungen. Da sich nun ein militärischer Konflikt mit Frankreich abzeichnete, stellte Großbritannien seine karibische Kampagne dennoch ein.

Ausbruch des britisch-französischen Gegensatzes

Der latente Konflikt zwischen London und Versailles brach Ende 1743 offen aus. Großbritannien befand sich dabei im strategischem Vorteil: So waren Frankreichs militärische Kräfte durch den Österreichischen Erbfolgekrieg zu großen Teilen auf dem europäischen Kontinent gebunden. London hingegen konnte sich dem Seekrieg mit ganzer Kraft widmen.

So sollte die britische Flotte die französischen und spanischen Häfen blockieren sowie die bourbonische Marine vernichten. Tatsächlich wurde diese in Toulon eingeschlossen, brach im Januar 1744 aus und wurde erneut im andalusischen Cartagena und in Brest eingekesselt. Dadurch waren die französische und spanische Flotte nicht in der Lage, die erneute wirtschaftliche Abschnürung ihrer Länder zu verhindern. Mit der Zeit nahm die britische Seeblockade für die Wirtschaft der beiden bourbonisch geführten Königreiche bedrohliche Formen an.

Eine Landung in Großbritannien

Um sie zu unterlaufen, wollte die französische Regierung den Krieg gegen Großbritannien mit einem mächtigen Schlag ihrerseits beenden: Den britischen zahlenmäßig um das Doppelte überlegene französische Truppen sollten im Süden des Inselkönigreiches landen und dort James Stuart als neuen König installieren. Die Flotte von Brest lief im Februar 1744 in den Ärmelkanal ein. Sie geriet aber in einen Sturm und zog sich schwer gezeichnet wieder zurück. Die Landung in Großbritannien wurde daraufhin abgeblasen.

Invasion der Niederlande

Nachdem die Landung auf den britischen Inseln misslungen war, suchte Versailles seit 1745 die militärische Entscheidung durch die Invasion der Niederlande zu erringen. Tatsächlich konnten bis 1747 unter anderem Brüssel und Maastricht besetzt werden. Die Eroberung Amsterdams, dem Zentrum der Republik, konnte aber nur mittels maritimer Unterstützung erfolgen. Zu diesem Zweck sollten sich die in Brest und Cartagena liegenden Flotten am Kap Finisterre vereinigen und anschließend durch den Ärmelkanal zur holländischen Küste vorstoßen. Die Briten aber bekamen Wind von der Aktion, lauerten der französischen und spanischen Flotte vor Finisterre auf und zerschlugen beide im Oktober 1747. Damit war die Besetzung Amsterdams illusorisch geworden und verschärfte sich die Wirkung der britischen Seeblockade noch zusätzlich

Der Krieg in den Kolonien

1744 unternahmen französische Schiffe von dem auf der Kap-Breton-Insel gelegenen Louisbourg aus Kaperfahrten gegen die Fischereiflotten der britischen Atlantikkolonien. Auch attackierten die Franzosen die auf Neuschottland befindlichen britischen Stützpunkte Annapolis Royal und Canso. Dann allerdings gingen die Briten zum Gegenangriff über und eroberten im Juli 1745 Louisbourg. Ein französischer Versuch, die an der Eingangspforte nach Kanada gelegene Festung im Sommer 1746 zurückzugewinnen, scheiterte.

Um den dortigen französischen Handel zum Erliegen zu bringen, hatten die Briten im Verlauf des Jahres 1744 ein Geschwader nach Ostindien entsandt. In Reaktion darauf entsandte auch Frankreich Kriegsschiffe in die Region. Beide Flotten stießen im Juli 1746 vor Negapatam aufeinander. Taktisch ein Unentschieden, wurde das Treffen durch den britischen Rückzug nach Trincomalee zu einem strategischen französischen Sieg. Diese nahmen nun Madras ein und erschienen an der Jahreswende 1746/47 vor Cuddalore. Diesen Stützpunkt konnten sie allerdings nicht einnehmen, als da maritime Verstärkungen aus Großbritannien in Ostindien eintrafen und Cuddalore von der Seeseite her mit Nahrungsmitteln und Waffen versorgten.

Der Frieden von Aachen

Frankreich und Spanien blieb nach der Niederlage vor Kap Finisterre keine andere Wahl, als um Frieden zu nachzusuchen. Dieser wurde im Mai 1748 in Aachen geschlossen. Er bestimmte, dass Spanien seine Pressionen gegen die britischen Kaufleute einstellte und der Asiento-Vertrag erneut Gültigkeit erlangte. Damit war die britische Dominanz im Handel mit Hispanoamerika wiederhergestellt. Selbiges erfolgte mit dem Vorkriegszustand in Ostindien und Nordamerika, als da Madras gegen Louisbourg getauscht wurde

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