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Der Kalte Krieg I (1949-1973)

Westeuropa
Die Deutsche Wiedervereinigung

Um die als solche empfundene von Westeuropa ausgehende militärische Bedrohung auszuschalten, schlug die UdSSR zu Beginn der 1950er Jahredie Wiedervereinigung und Neutralisierung Deutschlands vor. Dadurch wäre die BRD aus dem Orbit der Westmächte herausgelöst worden. Die USA, Großbritannien und Frankreich lehnten die Offerte aber ab und integrierten Westdeutschland stattdessen 1955 in die NATO. Nun boten die Sowjets die Auflösung des Warschauer Paktes an, wenn auch die NATO aufgelöst worden wäre. Beide Bündnisse sollten durch eine den europäischen Staaten vorbehaltene gemeinsame Sicherheitsordnung ersetzt werden. Die USA hätten sich infolgedessen aus Westeuropa zurückziehen müssen. Die Westeuropäer aber fürchteten gerade den Verlust des US-amerikanischen Schutzes und lehnten das sowjetische Angebot ab.

Kubakrise und Mauerbau

Im Gegenzug hatte der Westen seinen um die Sowjetunion gelegten Ring von Luft- und Seestützpunkten vollendet. Von ihm aus konnte er den atomaren Erstschlag gegen jeden Winkel der UdSSR führen. Deren Mittelstreckenraketen waren hingegen nur in der Lage, Westeuropa zu bedrohen. Da eröffnete der Sieg sozialistischer Revolutionäre auf Kuba die Möglichkeit, auch die USA nuklear zu gefährden. In der 1962 folgenden Kuba-Krise brach der Kreml aber die Stationierung eigener Raketen mittlerer Reichweite auf der Karibikinsel ab. So blieben die Vereinigten Staaten nur durch die ab 1957 in Betrieb genommenen ICBMs in Reichweite Moskauer Atomwaffen.

Den nächsten Versuch, die westliche Einheitsfront zu durchbrechen, unternahm die UdSSR nicht lange nach dem Mauerbau 1961. Sie bot erneut die Wiedervereinigung Deutschlands an. Allerdings unter der Bedingung, dass die BRD aus der NATO ausschied, die sowjetische Hegemonie in Osteuropa aber unangetastet blieb. Der Westen lehnte erneut ab und die bundesdeutsche Westintegration war nicht mehr rückgängig zu machen. Auch war der Rückzug der USA aus Westeuropa unwahrscheinlich. Folglich bemühte sich Moskau nun um die Zusammenarbeit mit Frankreich. Paris wollte die seit 1945 bestehenden Juniorpartnerschaft zu Washington überwindenund dazu einen unter seiner Führung stehenden westeuropäischen Staatenbund gründen. Dieser hätte sich, so die Hoffnung im Kreml, aus dem Bündnis mit den USA gelöst.

Auf dem Weg zur KSZE

Dies erhielt neue Nahrung, als sich Anfang der 1970er Jahre das Scheitern der USA in Vietnam abzeichnete. Die EG-Staaten machten sich nun auf den teilweisen Rückzug Washingtons aus Westeuropa gefasst, während ein solcher der UdSSR aus Osteropa unwahrscheinlich war. Als Folge dessen debattierten die Westeuropäer über die Möglichkeit einer mit Atomwaffen ausgestatteten europäischen Militärgemeinschaft. Um sie zu verhindern und auch ihre Anerkennung des eigenen Herrschaftsbereiches in Osteuropa zu erlangen, nahm die UdSSR Verhandlungen mit den westueropäischen Staaten auf. Ziel war die Gründung eines die USA ausschließenden kollektiven europäischen Sicherheitssystem.

Die Vorgespräche für diese KSZE endeten mit diplomatischen Erfolgen der Sowjetunion. Mit den USA einigte man sich in den SALT-Verhandlungen von 1972 auf das Einfrieren des nuklearen Gleichstandes. Auch erkannte Washington die konventionelle militärische Überlegenheit der Sowjetunion in Europa an, welche für Moskau eine Kompensation für seine in anderen Teilen der Welt bestehende Unterlegenheit darstellte. 1973 nahmen dann die EG und der RGW  Verhandlungen über den Ausbau des West-Ost-Handels auf. Bezüglich des Sicherheitssystems aber konnte sich der Kreml mit seinen Wünschen nicht durchsetzen. So bestanden die Westeuropäer auf der Teilnahme der USA an der KSZE.

Der Orient und Indische Ozean
CENTO und Panarabismus

Während der Zwischenkriegszeit hatten die Türkei, der Iran und Afghanistan eine Pufferzone zwischen der UdSSR und den orientalischen bzw. indischen Besitzungen der Westmächte gebildet. Nach den Zweiten Weltkrieg erachtete Moskau das entstandene System der Nichtangriffspakte als nicht mehr ausreichend. So versuchte es ab 1949, die drei Staaten fest in seinen Hegemonialblock zu integrieren. Der sowjetische Druck hatte aber die gegenteilige Wirkung. Mit Ausnahme Afghanistans schlossen sich die Betroffenen Anfang der 1950er Jahre im Rahmen der CENTO dem westlichen Verteidigungssystem an. Aus diesem ließen sie sich auch nicht durch mehr politisches Entgegenkommen der Sowjetunion herauslocken.

Um die nun drohende Entstehung einer westlichen Aufmarschbasis zu verhindern, bemühte sich Moskau seit Mitte der 1950er Jahre um gute Beziehungen zu den im Rücken der CENTO befindlichen arabischen Staaten. Dies sollte die orientalische Position der Westmächte unterminieren. In der Tat gelang es der sowjetischen Diplomatie bis 1958, Ägypten, Syrien, Nordjemen und den Irak für eine Kooperation zu gewinnen. Das Projekt einer engen Föderation zwischen diesen Staaten scheiterte indessen 1961 am Führungsanspruch Kairos. Derweil war Indien als Eckpfeiler einer möglichen Aggression der Westmächte gegen die Sowjetunion ausgefallen. So hatte das Land 1947 seine Unabhängigkeit erlangt und zeigte sich an einer engen Kooperation mit der Sowjetunion interessiert. Diese sollte die westliche Vorherrschaft im Indischen Ozean brechen und eine von China ausgehende Revolutionierung der Region verhindern.

Sowjetische Expansionspläne

Seit Mitte der 1960er Jahre baute die Sowjetunion seit ihre Kriegsflotte, Marineinfanterie und Lufttransportkapazitäten aus. Sie sollten vor allem an den für die Erdölversorgung des Westens neuralgischen Punkten eingesetzt werden: Dem östlichen Mittelmeer, dem Roten Meer, im Indischen Ozeans und im Golf von Bengalen. Durch die Bedrohung ihrer Erdölzufuhr hätte Moskau die EG zu politischen Zugeständnisse zwingen und sie womöglich von den USA trennen können. Die gänzliche Abschnürung der Westmächte vom Erdöl des Persischen Golfs war allerdings nicht beabsichtigt, da dies wegen des Ost-West-Handels indirekt auch den Volkswirtschaften im Ostblock geschadet hätte.

Entsprechend dieser Pläne verstärkten die Sowjets ihre Präsenz im Nahen und Mittleren Osten nachdem Sechs-Tage-Krieg von 1967. Moskau hoffte, durch den Einsatz seiner maritimen Streitkräfte die arabischen Staaten zur Gänze auf seine Seite ziehen zu können. Um zugleich die CENTO zu sprengen, nahm die UdSSR seit 1969 Entwicklungshilfen an Pakistan, den Iran und die Türkei auf. Diese sollten zusammen mit Afghanistan, Indien und dem Irak zu einer wirtschaftlichen Kooperationszone zusammengefasst und stärker mit dem sowjetischen Herrschaftsbereich verzahnt werden. Damit wäre für den Kreml der Durchbruch in den Indischen Ozean erreicht gewesen.

Ausbau der strategischen Position

Tatsächlich konnte die Türkei partiell aus NATO und CENTO herausgelöst und damit der Zugriff auf das östliche Mittelmeer gesichert werden. Anschließend bauten die Sowjets ihre Position an den Ausgängen des Roten Meeren aus. 1970 gewannen sie in Ägypten militärische Stützpunkte in der Nähe des Suez-Kanals. An der Straße von Bab-al-Mandab waren bereits 1968 die Häfen Hodeida, Aden und Berbera ausgebaut worden. Wenig später gewann die UdSSR Flottenstützpunkte im irakischen Umm Qasr am Persischen Golf sowie an der indischen Küste des Golfes von Bengalen hinzu.

1969 putschten sich sozialistisch orientierte Offiziere im Sudan und in Libyen an die Macht. Parallel dazu wurden Ägypten und Syrien wieder hochgerüstet. Ihren Plänen einer Rückeroberung der 1967 verlorenen Gebiete widersetzte sich Moskau aber. Als beide Staaten im Oktober 1973 dennoch den Yom-Kippur-Krieg vom Zaume brachen, stellte sich der Kreml dennoch hinter sie. Er wollte dadurch einen Einflussverlust im Orient vermeiden. Die Kämpfe endete indessen mit einem erneuten Sieg Israels. Daher wandte sich Ägypten von der UdSSR ab und den USA zu.

Der Ferne Osten
China als sowjetischer Verbündeter

Um dort keinen Gefahrenherd entstehen zu lassen, hatte die Sowjetunion nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein schwaches und von westlichen Truppen freies China gewünscht. Nach der 1949 erfolgten kommunistischen Machtergreifung konnte das Land allerdings in das sowjetische Vorfeldsystem integriert werden. Um es gegen einen möglichen über Korea, Taiwan und Indochina geführten westlichen Angriff zu schützen, belieferte Moskau Peking mit Waffen. Diese Hilfe versetzte China in die Lage, den USA im Koreakrieg ein Remis abzutrotzen. Da etwa gleichzeitig die kommunistischen Viet Minh den Krieg in Indochina zu ihren Gunsten entschieden, fiel die Bedrohung der Volksrepublik China weg. Peking forderte nun die gleichberechtigte Partnerschaft mit der Sowjetunion ein. Tatsächlich gab Moskau seine Ansprüche auf die Mandschurei und den Sinkiang gegen die Anerkennung seiner Hegemonie über die Mongolei auf.

Der sino-sowjetische Bruch

Die auf diese Weise gewonnene Unabhängigkeit ermöglichte es Peking, ab Mitte der 1950er Jahre anders als die Sowjetunion am Stalinismus und der Revolutionierung Asiens festzuhalten. Zum offenen Bruch kam es dann 1963. China versuchte, der UdSSR die Führung im Weltkommunismus streitig zu machen. Tatsächlich sicherten sich die Chinesen den entscheidenden Einfluss auf die kommunistischen Parteien Südostasiens. Um dem zu begegnen und um sie für die sowjetische Version des Sozialismus zu gewinnen, nahm Moskau die Unterstützung von deren bürgerlichen Widersachern auf. Neutral blieben Nordkorea und Nordvietnam. Ersteres sicherte sich durch Lavieren einen maximalen Grad an Autonomie. Letzteres hingegen durfte weder Moskau noch Peking vergraulen, da es in dem seit 1957 geführten Vietnamkrieg die Unterstützung beider benötigte. Hanoi entschied sich erst 1973 definitiv für die Sowjetunion.

Der sowjetische Einkreisungsring

Das sowjetisch-chinesische Verhältnis verschlechterte sich infolge der von Mao Tse-Tung zwischen 1966 bis 1968 initiierten Kulturrevolution weiter. Folge waren militärische Zwischenfälle an der gemeinsamen Grenze. Auf einen größeren Waffengang ließ es der Kreml indessen nicht ankommen. Stattdessen sollte China durch ein es einkreisendes kollektives Sicherheitssystem in Asien kaltgestellt werden. Allerdings konnten weder die in der ASEAN zusammengeschlossenen Staaten Südostasiens noch die USA und Japan dafür gewonnen werden. Letztere näherten sich im Gegenteil ab 1972 China sogar an.

Osteuropa
Im Zeichen des “Tauwetters”

Nach dem Tod Stalins im März 1953 begann das sowjetische Vorfeld in Osteuropa zu erodieren. Hier hatten Industrialisierung, Zwangskollektivierung und hohe Rüstungsausgaben zum raschen Absinken des Lebensstandards geführt. Entsprechend war die Bevölkerung gegen die Sowjetunion aufgebracht. Dieser Unmut konnte sich entladen, als die sowjetische Führung infolge des „Tauwetters“ die Zügel gegenüber den osteuropäischen Staaten lockerte. In Polen und Ungarn ergriffen, von Massendemonstrationen unterstützt, Nationalkommunisten die Macht. Da sie die Bindungen zur UdSSR lockern wollten, sah sich Moskau 1956 zur Intervention gezwungen. In Warschau und Budapest setzte sie ihr treue Nationalkommunisten ein. Sie durften gegen Anerkennung der sowjetischen Vorherrschaft eine vom Moskauer Vorbild abweichende Innenpolitik führen.

Der seit 1957 eskalierende ideologische Streit mit China schwächte die Stellung der UdSSR auch gegenüber den osteuropäischen Staaten. So sah sich Moskau nicht mehr in der Lage, diese an Sonderentwicklungen zu hindern. Albanien fiel komplett ab. Rumänien emanzipierte sich wirtschaftlich und außenpolitisch vom Kreml, ohne aber die Bindungen zum Warschauer Pakt und zum RGW zu kappen. Gegen die Abtrünnigen verhängte Wirtschaftssanktionen zeitigten keinen Erfolg. Zudem begann mit der DDR das Kernstück des sowjetischen Verteidigungssystems in Europa wegen West-Berlin zu kriseln. Sie konnte sich erst wieder konsolidieren, nachdem im Sommer 1961 die Berliner Mauer errichtet worden.

Der Prager Frühling

Nun aber gewann der Nationalismus in Osteuropa an Stärke. Obwohl er sich auch gegen die sowjetische Vorherrschaft in der Region wandte, stabilisierte er sie paradoxerweise wieder. Dies, da sich die nationalistischen Auswüchse auch gegen die jeweiligen Nachbarstaaten richteten. Dadurch behielt Moskau seine Schiedsrichterrolle in Grenzfragen bei. Insbesondere die DDR, Polen und die Tschechoslowakei fürchteten westdeutsche Gebietsforderungen und glaubten, des sowjetischen Schutzes nicht entbehren zu können. So war Moskau der Meinung, seinen Vasallen weitere wirtschaftspolitische Freiheiten gewähren zu können.

Dies ermöglichte es der Tschechoslowakei 1968, den als „Prager Frühling“ bekannt gewordenen Reformkurs zu initiieren. Dieser drohte in sowjetischen Augen nun aber auch die DDR und Polen mitzureißen und damit den militärischen Schutzschirm in Ostmitteleuropa zu zerstören. Daher intervenierte der Warschauer Pakt im August des Jahres in Prag militärisch. Gegenüber Rumänien und dem 1948 abgefallenen Jugoslawien hielt sich Moskau aber zurück. Zum einen wollte es hier einem Partisanenkrieg ausweichen. Zum anderen maß es dem Balkan nicht ein ebensolches Gewicht bei wie Mitteleuropa.

Die Ostverträge

Um im Fernen Osten Handlungsfreiheit zu gewinnen, war die UdSSR bereit, den Status West-Berlins zu akzeptieren. Dafür verlangte sie von der BRD den Verzicht auf Atomwaffen und auf Gebietsansprüche gegenüber den sowjetischen Vasallen in Ostmitteleuropa. Die damit einhergehende Detente, vertraglich in den ab 1970 abgeschlossenen Ostverträgen geregelt, ließ Moskau einen Zweifrontenkonflikt vermeiden. Sie ebnete auch der Entspannung in Europa den Weg. Diese aber ließ die Gefahr des westdeutschen „Revanchismus“ als gemeinsame Klammer entfallen, so dass sie die Bindungen der osteuropäischen Staaten an die Sowjetunion lockerte. Diese widersetzten sich dann auch erfolgreich der weitergehenden wirtschaftlichen Gleichschaltung durch den Kreml und setzten stattdessen konsumorientierte Reformen in Gang. Als Kompensation straffte Moskau aber seine militärische Kontrolle: Die Breschnew-Doktrin verkündete 1968 das Interventionsrecht der UdSSR in die Angelegenheiten ihrer osteuropäischen Verbündeten.

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