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Bis 1789 war die Expansion an den drei Binnenmeeren das außenpolitische Hauptziel Russlands gewesen. Nach Beginn der Französischen Revolution hatte sich die Bekämpfung nationaler, liberaler und sozialistischer Ideen dazugesellt. Preußen und Österreich bildeten dabei jene Pufferzon, welche die russische Bevölkerung gegen diese westlichen Vorstellungen abschirmte.

Die Revolution von 1848

Virulent wurde die von Westeuropa ausgehende Gefahr für St. Petersburg Anfang 1848. In Paris wurde neuerlich die Republik ausgerufen. Die Revolution griff auf Deutschland, Italien und Ungarn über. Da sie damit auch Preußen und Österreich erfasste, drohte das konservative Glacis Russlands wegzubrechen. An ihrer statt konnten sich, so die Befürchtung, ein großdeutscher sowie ungarischer Nationalstaat etablieren. Beide würden sich an Frankreich anlehnen und die russische Stellung in Polen bedrohen. Zur Intervention in der benötigten Dimension nicht fähig, setzte Russland auf die diplomatische Unterstützung der Habsburger und Hohenzollern. Berlin schien  in der Lage zu sein, statt der liberalen großdeutschen Lösung eine konservative kleindeutsche durchzusetzen. Dadurch wäre Mitteleuropa als russlandfreundliches Glacis erhalten geblieben.

Preußen zeigte sich den russischen Erwartungen indessen als nicht gewachsen. Es geriet in den Sog der großdeutschen Nationalbewegung und wurde zunehmend zu deren militärischem Exekutor. So forderten die deutschen Nationalliberalen die Integration aller deutschsprachigen Gebiete in den zu schaffenden Nationalstaat. Dies schloss auch Territorien mit ein, die nicht zum Deutschen Bund gehört hatten. Vollzog sich die Integration beider Preußen und von Posen noch friedlich, gebrauchte man beim Anschluss Schleswigs Gewalt. St. Petersburg fürchtete nun das deutsch-preußische Festsetzen an den Ostseeausgängen sowie das Ausgreifen nach Kurland und Livland. Daher ließ Russland die Idee einer kleindeutschen Lösung fallen und bereitete sich darauf vor, Preußen militärisch wieder in das eigene Fahrwasser zu ziehen.

Die russische Intervention

Währenddessen hatte sich Österreich nicht in der Lage gezeigt, Ungarn niederzuwerfen. Keinen ungarischen Nationalstaat duldend, griff der Zarismus hier 1849 mit 360.000 Mann durch: Die magyarische Rebellion wurde im Keim erstickt. Etwa zeitgleich rückten zaristische Truppen auch in die Moldau ein, wo sie eine von den dortigen Bojaren getragene Revolte niederschlugen.

In Preußen war es den Hohenzollern unterdessen gelungen, die Nationalliberalen auszubooten und die konservative Ordnung wiederherzustellen. Für Russland problematisch erwies sich aber der seit Ende 1849 unternommene Versuch Berlins, eine kleindeutsche Union durchzudrücken. St. Petersburg sah nämlich zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit, die Ordnung von 1815 wiederherzustellen. Es war daher nicht mehr gewillt, die kleindeutsche Lösung zu akzeptieren. Gemeinsam mit dem wiederstabilisierten Österreich zwang Russland Preußen 1850 in der Konvention von Olmütz zur Aufgabe seiner Unionspläne. Danach brachte es auch habsburgische Pläne, ganz Österreich in den Deutschen Bund zu integrieren und so ein „70-Millionen-Reich“ zu schaffen, zu Fall. Auf diese Weise war nicht nur das konservative Glacis in Mitteleuropa erhalten worden, sondern auch das dortige für das Zarenreich so günstige Kräfteverhältnis zwischen Berlin und Wien. Dieses sicherte ihm eine Schiedsrichterrolle in deutschen Angelegenheiten.

Aufteilung der Türkei?

Zeitgleich betrachtete St. Petersburg das scheinbar unaufhaltsame Zerbröseln der Türkei mit Sorge. Es stellte die 1840 erreichte Stabilität an den Meerengen wieder in Frage. Es bestand die Gefahr, dass das Osmanische Reich in eine für den russischen Getreideexport nach West- und Südeuropa gefährliche Anarchie abrutschen konnte. Oder aber eine konkurrierende Großmacht, gedacht wurde vor allem an Frankreich, würde sich dort festsetzen.

Um beides zu verhindern, schlug der Zar Österreich und Großbritannien die gütliche Aufteilung der Türkei vor. Russland sollte sein Protektorat über die Donaufürstentümer auf Bulgarien ausdehnen können. Österreich würde Serbien und Bosnien-Herzegowina erhalten, Großbritannien hingegen Kreta und Ägypten. Konstantinopel wäre der gemeinsamen Kontrolle unterstellt worden. Von Seiten Wiens schien keine Gefahr auszugehen. Es durch die zaristischen Interventionen gegen Ungarn und Preußen in eine gewisse Abhängigkeit zu Russland geraten und würde sich in der Orientalischen Frage kaum gegen dieses wenden. Die britische Regierung hingegen lehnte die Offerten Nikolaus I. ab, denn sie glaubte an die Reformierbarkeit des Osmanischen Reiches. Auch wollte sie verhindern, dass durch dessen Zerschlagung freiwerdende russische Kräfte über Persien einen Angriff auf Indien vortrugen.

Tatsächlich wollte Großbritannien das Osmanische Reich unbedingt in seinen damaligen Grenzen erhalten und das Festsetzen Russlands an der Levante aus wirtschaftlichen und geostrategischen Gründen verhindern. So verliefen die kürzesten See- und Landverbindungen Großbritanniens nach Indien über das östliche Mittelmeer und den Vorderen Orient. Solange deren Gestade von einer schwachen Macht wie der Türkei beherrscht wurden, war ein problemloser Warenverkehr zwischen dem britischen Mutterland und seinem „Juwel des Empire“ garantiert. Zugleich war das Osmanische Reich für die Briten 1853 ein sehr wichtiger Handelspartner. Nicht nur konnte Großbritannien dort ungehindert im großen Rahmen seine Fertigwaren absetzen. Es bezog aus der Türkei auch große Mengen an Rohstoffen und Getreide. 

Der Krimkrieg beginnt

Nachdem sich die Aufteilung der Türkei als nicht durchführbar erwiesen hatte, strebte Russland den entscheidenden Einfluss auf deren Innen- und Außenpolitik an. Unterstützt wurde der Zarismus dabei von der russischen Öffentlichkeit, die seit den 1830er Jahren aus religiösen Gründen Interesse am Osmanischen Reich zeigte. Die Balkanchristen, Konstantinopel und die Heiligen Stätten in Palästina sollten befreit werden. Als es an letzteren seit 1850 mit den Katholiken zu Streitigkeiten um die Nutzungsrechte kam, intervenierte der Zar im Frühjahr 1853 erfolgreich zugunsten der orthodoxen Christen.

Damit nicht genug, verlangte Nikolaus I. nun politische Zugeständnisse von der Pforte: Einerseits sollte die 1774 in Kücuk Kaynarca gewährte russische Schutzherrschaft über die orthodoxen Christen des Osmanischen Reiches ausgebaut werden. Russland hätte sich dadurch in dessen Verwaltung einmischen können. Zum anderen sollte die Türkei in einen dem Abkommen von Unkar Skelessi ähnlichen Vertrag einwilligen. Das Osmanische Reich wäre so faktisch in ein russisches Protektorat umgewandelt worden. Zur Untermauerung der Forderungen besetzten zaristische Truppen die Donaufürstentümer. Konstantinopel erklärte St. Petersburg daraufhin den Krieg.

Dieser wurde schon im Ende 1853 durch den russischen Triumph in der Seeschlacht vor Sinope entschieden. Dieser rief nun Frankreich und Großbritannien auf den Plan. Beide Länder ließen ihre Mittelmeerflotten in das Schwarze Meer einlaufen.

Der Rückzug aus den Donaufürstentümern

Währenddessen rechnete man in der in den Donaufürstentümern stehenden russischen Armee damit, dass sich die Balkanvölker erheben und die Eroberung der Festungen Varna, Schumen und Silistria erleichtern würden. Diese war nötig, um einen sicheren Angriff auf Konstantinopel führen und dem Osmanischen Reich in Europa den Todesstoß versetzen zu können. Allerdings konnte weder eine Landverbindung zu Serbien über Vidin hergestellt werden noch erhoben sich die Bulgaren. Eine Revolte der Griechen des Epirus´, Thessaliens und Makedoniens wurde durch osmanische und französische Truppen niedergeworfen. Auch landeten britisch-französische Einheiten Anfang 1854 bei Varna und bedrohten die Silistria belagernden russischen Einheiten.

Da die Kämpfe an der Donau im Unentschieden zu versacken drohten, wurde die Haltung Österreichs entscheidend: Es konnte über Siebenbürgen in die Donaufürstentümer einfallen und dort die russischen Nachschublinien bedrohen. Wien hatte sich bis dato aber Russland gegenüber wohlwollend gezeigt und 1853 der Pforte zur Annahme der an sie gerichteten zaristischen Forderungen geraten. So war Nikolaus I. den Habsburgern entgegengekommen und hatte ihnen im Falle ihrer weiteren Neutralität das gemeinsame Protektorat über die Balkanvölker angeboten. Als Russland indessen die Revolutionierung der letzteren betrieb, befürchtete die Donaumonarchie erneute Aufstände der Ungarn, Tschechen und Italiener. Daher bekannte sie sich zur territorialen Integrität des Osmanischen Reiches und wandte sich gegen die russische Präsenz in den Donaufürstentümern. St. Petersburg sollte die österreichische Vermittlung zur Beendigung des Krieges annehmen.

Die Belagerung von Sewastopol

Da es fürchtete, Preußen könnte sich Österreich anschließen, brach Russland im August 1854 die Belagerung von Silistria ab und zog sein Heer aus der Moldau und Walachei zurück. Damit verhinderte es den gegen sich gerichteten Kriegseintritt Österreichs. Nach dem Rückzug von der Donau stellte sich das Zarenreich auf britisch-französische Angriffe am Schwarzen Meer und in der Ostsee ein. Tatsächlich planten die Westmächte, die Flottenbasen Sewastopol und Kronstadt zu zerstören. Auch wollten sie den Krieg solange fortsetzen, bis Russland dauerhaft geschwächt sei. Nur dadurch, so die Rechnung, hätte das Osmanische Reich gegenüber St. Petersburg dauerhaft stabilisiert werden können. Dazu sollten die Donaufürstentümer und Serbien aus dem russischen Einfluss herausgelöst und dem Zaren die Donaumündung genommen werden. Die Krim und Georgien würden an die Türkei fallen. Daher entschieden sich Briten und Franzosen im September 1854 für den Angriff auf Sewastopol. Es wurde nach knapp einem Jahr Belagerung eingenommen.

Nach dem Fall von Sewastopol verschlechterte sich die außenpolitische Lage Russlands zusehends. Im November 1855 näherten sich Österreich und Schweden den Alliierten an und schlossen ihren Kriegseintritt auf deren Seite nicht mehr aus. Dies erlaubte es den britischen und französischen Strategen, den Krieg für 1856 auf Georgien und die Ostsee auszuweiten: Tatsächlich vermochte es die zaristische Diplomatie nicht, Dänemark und Schweden zur Schließung des Sundes zu veranlassen. Stockholm öffnete seine Häfen gar der britischen Marine, wodurch ein Angriff auf Kronstadt möglich wurde. Auch konzentrierte Russland in der Erwartung eines baldigen Kriegseintritts Preußens und Österreichs starke Truppen in Polen. Die weiträumige Zurückdrängung des Zarenreiches schien nun möglich: Nach dem Wunsche Londons sollte Polen die Unabhängigkeit erhalten, Finnland an Schweden fallen. Die baltischen Provinzen hingegen an Preußen und die Donaufürstentümer an Österreich.

Der Frieden von Paris 1856

Allerdings konnten sich das Vereinigte Königreich und das französische Empire nicht darüber verständigen, wo sie zuerst ansetzen wollten. Während London die Operation an der Ostsee vorzog, setzte sich Paris für diejenige über Preußen nach Polen ein. Als eine Lösung ausblieb und in Frankreich die Kriegsmüdigkeit zunahm, schwenkte Napoleon III. auf Friedenskurs um. Ebenso ließen sich die beiden deutschen Großmächte nicht für ein gegen Russland gerichtetes Bündnis gewinnen. Sie befürchteten, die Hauptlast des Kampfes tragen zu müssen und im Falle eines Feldzuges gegen Polen die eigenen Teilungsgebiete zu verlieren. Daher neigte sich auch Großbritannien dem Frieden zu.

Dieser wurde 1856 in Paris unterzeichnet. Russland wurde verboten, im Schwarzen Meer eine Kriegsmarine zu unterhalten. Ebenso verlor es den Zugang zur nun internationalisierten Donau. Die Moldau, Walachei und Serbien wurden aus der russischen Vorherrschaft gelöst und wie die osmanischen Christen dem gemeinsamen Protektorat aller europäischen Großmächte unterstellt. Auch mussten die Alandinseln entfestigt werden. Aufgrund ausgebliebener militärischer Unternehmen konnten die Westmächte Russland keine weiteren Zugeständnisse abverlangen. Damit blieb die Gefährdung des Osmanischen Reiches durch das Zarentum partiell erhalten.

Die Außenpolitik Pauls I.

Die Kriegsanstrengungen Katahrinas II. hatten den russischen Staat finanziell und militärisch stark belastet. Ihr Sohn und Nachfolger Paul I. wähnte ihn daher vor dem Zusammenbruch. Um ihn abzuwenden beendete er sowohl das persische wie französische Engagement seiner Mutter. Der in Westeuropa tobende Krieg gegen das revolutionäre Frankreich ließ sich allerding nicht so einfach beilegen: Die Franzosen eilten von Sieg zu Sieg und bedrohten damit das Gleichgewicht der Mächte in Europa. Daher zog Paul I. doch noch in den Krieg gegen die Republik. Sein Ziel war indessen nicht eine erneute Machtausweitung Russlands, sondern lediglich die Restauration der Machtverhältnisse von vor der Französischen Revolution von 1789.

Die 1799 zu diesem Zwecke abgeschlossene Koalition mit Österreich und Großbritannien stand indessen unter keinem guten Stern. Mit Wien zerstritt sich St. Petersburg über die Italienische Frage. Mit London überwarf es sich wegen Malta. Dieses hatte Paul I. zu einer russischen Flottenbasis ausbauen wollen. So kam es, dass sich Russland trotz militärischer Erfolge aus der Allianz zurückzog. Ab Herbst 1800 näherte es sich Frankreich an. Um den gegen Paris gerichteten britischen Kaperkrieg einzudämmen, förderte der Zar eine „Liga der bewaffneten Neutralität“ der Ostseeanraine. Auch plante Paul I. einen Angriff auf Britisch-Indien. Ein gegen Großbritannien verhängtes Embargo erwies sich indessen als Bumerang, da es in erster Linie dem russischen Handel schadete.

Im Schatten Napoleons

Da seine antibritische Politik den Außenhandelsinteressen Russlands zuwiderlief, wurde Paul I. im März 1801 ermordet. Sein Nachfolger Alexander I. setzte auf die Aussöhnung mit Großbritannien. 1805 schloss er mit London ein Bündnis gegen Frankreich, dem sich auch Österreich und im Folgejahr Preußen anschlossen. Der nachfolgende Krieg endete aber mit der vernichtenden Niederlage der Verbündeten. Russlands Vorfeldsystem im Ostseeraum wurde tief erschüttert. So sank Preußen als Garantiemacht der Ordnung von 1795 zu einem französischen Vasallen herab. Es verlor im Tilsiter Frieden von 1807 das Gros seiner polnischen Teilungsgebiete. Auf diesen entstand nun das mit Napoleon verbundene Herzogtum Warschau. Der französische Kaiser wollte dessen Erweiterung bis zu den Grenzen von 1772 nicht ausschließen.

Aufgrund des verlorenen Krieges konnte Russland nicht gegen den neuen polnischen Staat vorgehen. Zudem musste es der gegen den Haupthandelspartner Großbritannien gerichteten französischen Kontinentalsperre beitreten. Für die dadurch eintretenden wirtschaftlichen Verluste konnte Frankreich dem Zarenreich keinen Ersatz leisten. So versuchte Napoleon, es durch politische Kompensationen bei der Stange zu halten. Frankreich duldete, dass St. Petersburg an den drei Binnenmeeren eine begrenzte Expansion aufnahm. So sah sich Russland zwischenzeitlich in gleichzeitige Kriege mit Schweden, dem Osmanischen Reich und Persien verstrickt.

Das Kaspische Meer

Den Anfang machte Alexander I. am Kaspischen Meer. 1804 brach er einen Krieg gegen Persien vom Zaum. Teheran wurde britische wie auch französische Hilfe verweigert. Daher musste es 1813 Aserbaidschan, Dagestan, Georgien und Karabach an Russland abtreten. Zudem billigte Persien ihm das alleinige Recht zu, auf dem Kaspischen Meer eine Kriegsflotte zu unterhalten. Mit Blick auf britische und französische Interessen sagte Russland aber zu, sich nicht in innerpersische Angelegenheiten einzumischen.

Das Schwarze Meer

Aufgrund der französischen Hegemonie auf dem europäischen Kontinent war die Eroberung Konstantinopels illusorisch geworden. Um dennoch in das östliche Mittelmeer zu gelangen, wollte Russland über die Donaufürstentümer, Serbien und Montenegro einen Korridor nach den 1800 erworbenen Ionischen Inseln legen. Als die Pforte dem 1806 durch die Absetzung der prorussischen Fürsten der Moldau und Walachei in die Quere kam, entzündete sich ein weiterer Krieg mit der Türkei.

Im Frühjahr 1807 drang die russische Ostseeflotte in das östliche Mittelmeer ein und schlug die türkische Marine am Berg Athos vernichtend. Da Russland bald danach im Tilsiter Frieden die Ionischen Inseln an Frankreich abtreten musste, konnte dieser Triumph nicht ausgenutzt werden. Aber schon 1808 stellte Napoleon dem Zaren die Aufteilung des europäischen Teils des Osmanischen Reiches in Aussicht. So nahm dieser den Kampf gegen den Sultan wieder auf. Bis Ende 1810 konnte das russische Heer die untere Donau überschreiten und die Festungen Ismail, Braila, Silistra und Russe erobern.

Die Ostsee

Am Baltischen Meer hatte Russland gemäß dem Tilsiter Frieden Schweden zum Beitritt zur Kontinentalsperre aufgefordert. Dem hatte sich das Land aber aufgrund seiner intensiven Handelsbeziehungen zu Großbritannien verweigert. Als es dann auch noch der Royal Navy den Sund öffnete und diese so zum Angriff auf St. Petersburg in der Lage war, eskalierte der Konflikt zum Krieg. Dieser verlief für das Zarenreich glücklich. 1808 konnten Finnland und die Aland-Inseln erobert und mit Billigung Napoleons annektiert werden.

Napoleons Sturz

Der russischen Machtelite war aber bewusst, dass durch die Partnerschaft mit Frankreich keines der finalen Ziele an den drei Binnenmeeren würde erreicht werden können. Dazu kam, dass die Kontinentalsperre die Entwicklung der russischen Wirtschaft massiv behinderte. Daher schied das Zarenreich Ende 1810 aus ihr aus. Einen Krieg mit Frankreich fürchtend, bemühte sich Russland nun um den Frieden mit der Türkei. Der im Mai 1812 unterzeichnete Vertrag von Bukarest sah dann die Abtretung der östlichen Moldau an St. Petersburg vor. Dadurch erhielt es Zugang zum Donaudelta. Auch erhielt das mit dem Zarenreich verbundene Serbien innerhalb des Osmanischen Reiches Autonomie.

Napoleon konnte das Ausscheren Russlands aus seinem Orbit nicht hinnehmen, sein im Juni 1812 begonnener Feldzug gegen das Zarenreich endete aber katastrophal. Die Machtverhältnisse an der Ostsee gerieten wieder in Bewegung: Anfang 1813 konnten russische Truppen das Herzogtum Warschau besetzen. Preußen wurde von St. Petersburg als Juniorpartner gewonnen. Dem folgte die Erneuerung des Bündnisses mit Österreich und Großbritannien. Im Frühjahr 1814 wurde Napoleon gestürzt.

Der Wiener Kongress

Der Wiener Kongress erkannte die Besitzergreifung Finnlands und der Alandinseln durch das Russische Reich an. Ebenso die Inkorporierung des Großteils des Herzogtums Warschau. Russland hielt dadurch das unmittelbare Vorfeld seiner Hauptstadt wie auch die Masse der ehemaligen Adelsrepublik in seinen Händen. Zudem wünschte Russland die Annexion von Posen und Galizien. Durch deren Besitz wäre es St. Petersburg möglich gewesen, massiven militärischen Druck auf Preußen und Österreich auszuüben. Dadurch wären beide Mächte gezwungen gewesen, dem Zarenreich gegenüber Wohlverhalten zu zeigen. Allerdings brachte Wien diese Pläne mit Unterstützung Londons zu Fall. Daher bemühte sich der Zar im Rahmen der Heiligen Allianz um eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Habsburgern und Hohenzollern. Diese zielte auf die Aufrechterhaltung der polnischen Teilung sowie die monarchische Restauration in Mitteleuropa.

Nach der Stabilisierung im Norden wandte sich das Zarenreich erneut dem schwächelnden Osmanischen Reich zu. Es sollte durch die Revolutionierung der Balkanvölker aus Europa vertrieben, sein asiatischer Teil in ein russisches Protektorat umgewandelt werden. Da dabei mit dem Widerstand Großbritanniens und Frankreichs zu rechnen war, musste die ablehnende Haltung Österreichs revidiert werden. Um dies zu erreichen, unterminierte Russland durch Unterstützung der deutschen und italienischen Nationalbewegung die Stellung der Donaumonarchie in Deutschland und Italien. Damit gefährdete sie zugleich deren Großmachtstatus und machte sich als sicherheitspolitischer Partner unentbehrlich.

Der griechische Unabhängigkeitskrieg

Der latente Interessensgegensatz zwischen Russland einerseits und Frankreich, Österreich und Großbritannien andererseits wurde durch den 1821 begonnenen Griechischen Aufstand virulent. Alexander I. drohte mit seinem Eingreifen zugunsten der Rebellen. Um einen europäischen Krieg zu vermeiden, stimmte er aber schließlich einer Vermittlung Londons zu. Hierbei trafen sich die russischen und britischen Vorstellungen, welche beide den Griechen nur eine Autonomie innerhalb der Türkei zubilligten. Mit Frankreich wiederum verständigten sich die beiden Mächte darauf, gegen das auf der Peloponnes im Namen des Sultans operierende ägyptische Heer vorzugehen. Im Oktober 1827 wurde die osmanisch-khedivische Flotte in der Bucht von Navarino vernichtet.

Der seit 1825 regierende Zar Nikolaus I. erhob gegenüber dem Osmanischen Reich nun aber über Griechenland hinausgehende Forderungen: So verlangte er den Rückzug der seit 1821 in den Donaufürstentümern lagernden türkischen Truppen sowie die Durchsetzung der bislang verschleppten serbischen Autonomie. 1826 gab die Pforte in der Konvention von Akkerman in beiden Punkten nach. Darüber hinaus. Erteilte sie Russland in den Angelegenheiten der Moldau und Walachei ein Vetorecht. St. Petersburg gab sich aber auch damit nicht zufrieden und forderte nun vom Sultan direkte Verhandlungen mit den Griechen. Als dieser ablehnte, erklärte ihm Russland im Frühjahr 1828 den Krieg. Die Situation für einen Feldzug war günstig, da die britische Regierung innenpolitisch gebunden war. Frankreich hingegen kooperierte mit dem Zarenreich, sofern es seine Ansprüche gegenüber dem Osmanischen Reich nicht überzog.

Der Türkenkrieg von 1828

Unmittelbar nach Kriegsbeginn besetzten russische Truppen die Donaufürstentümer, überquerten den gleichnamigen Strom und fielen in die Dobrudscha ein. Hier belagerten sie die Festungen Silistria, Schumen und Varna. Während Schumen nicht eingenommen werden konnte, fiel Varna im Oktober 1828, Silistria im Juli 1829. Nun stießen die Russen über das Balkangebirge bis Burgas und Adrianopel vor. Dort musste das Osmanische Reich in einen Friedensvertrag einwilligen. Dieser bestätigte die Konvention von Akkerman und übertrug Russland die Donaumündung. Dadurch kontrollierte das Zarenreich nun die Schifffahrt auf diesem Fluss. Auch wurde das russische Protektorat über die Moldau und Walachei festgeschrieben. Zudem erhielt Russland von der Pforte die Garantie des freien Schiffverkehrs durch die Meerengen. Griechenland schließlich wurde in ein der Türkei tributpflichtiges Fürstentum umgewandelt. 1830 bekam es die Unabhängigkeit verliehen.

Persien und der polnische Aufstand von 1830/31

Bereits 1826 hatte Persien den Versuch unternommen, dem Zarenreich Transkaukasien wieder zu entreißen. Von den Russen geschlagen, musste es schon 1828 in den Frieden von Turkmandschai einwilligen. Die 1813 erlittenen Gebietsverluste wurden bestätigt, dazu gingen Armenien und Nachitschewan an Russland verloren. Dieses verschaffte sich jetzt auch mehr Einfluss auf die persische Außen- wie Innenpolitik. Auch durften russische Händler von nun an im gesamten Reich Handel treiben und dort Landbesitz erwerben. Weitere Forderungen verboten sich aber im Hinblick auf Großbritannien.

Nach den Erfolgen über Persien und die Türkei geriet Russland allerdings schon 1830 im Ostseeraum unter Druck. Hier hatte sich der Zarismus seit dem Wiener Kongress darum bemüht, die polnische Nationalbewegung friedlich in sein Herrschaftssystem zu integrieren. Dies war aber gescheitert. Im November 1830 begann der Polnische Aufstand gegen die russische Vorherrschaft, der nach achtmonatigen schweren Kämpfen niedergeworfen wurde. Nun setzte Russland wieder auf die Unterdrückung Polens und erhielt von den beiden anderen Teilungsmächten Preußen und Österreich die Erlaubnis, polnische Umtriebe auch in Posen und Galizien zu unterdrücken.

Die Krise um Muhammad Ali

Der Polnische Aufstand hatte die Gefahren nationaler Leidenschaften aufgezeigt. Daher beendete Russland die Unterstützung der balkanischen Nationalbewegungen und setzte statt ihrer auf den Fortbestand des Osmanischen Reiches. Dessen schwacher Zustand garantierte, dass die Meerengen dem Zarenreich nicht verschlossen wurden. Darüber hinaus verbriefte eine kraftlose Türkei, dass die ihr abgerungenen Zugeständnisse weiter Bestand hatten. Auch konnten in der Zukunft weitere Konzessionen abgepresst werden. So reagierte St. Petersburg alarmiert, als Muhammad Ali von Ägypten nach dem Bosporus ausgriff. Mit ihm drohte sich hier eine starke Macht festzusetzen. Diese konnte Russland den Zugang zu den Meerengen versperren.

Über Syrien vorstoßend schlug der Khedive Ende 1832 das osmanische Heer bei Konya vernichtend und öffnete damit den Weg nach Konstantinopel. In höchster Not und von dem in innenpolitischen Problemen versunkenen Großbritannien verlassen nahm der Sultan ein russisches Hilfsangebot an. Nun schoben sich 10.000 zaristische Soldaten bei Hunkiar Skelessi zwischen Muhammad Ali und den Bosporus. Der Khedive wünschte nicht die Konfrontation mit einer europäischen Großmacht. Auch wurde er von Franzosen und Briten zum Einlenken gedrängt. Daher zog sich Muhammad Ali 1833 wieder aus Anatolien zurück.

Dennoch schloss die verängstigte Türkei im Nachgang der Krise in Hunkiar Skelessi mit Russland ein Bündnis. Dieses wandelte sie faktisch in ein zaristisches Protektorat um. Im Gegenzug räumten die russischen Truppen die seit 1828 besetzt gehaltenen Donaufürstentümer. Nun trug auch die russische Zersetzungsarbeit in Mitteleuropa ihre Früchte. Österreich näherte sich dem Zarenreich an und erklärte, für den Fall der Aufteilung des Osmanischen Reiches eng mit ihm zusammenzuarbeiten.

Das Meerengenabkommen von 1840

Großbritannien indessen wollte, um seinen Welthandel besorgt, den Sultan aus der Allianz mit dem Zaren wieder herauslösen. Die Möglichkeit dazu bot sich 1839, als Muhammad Ali erneut gegen die Pforte vorging, das osmanische Heer bei Nizib vernichtend schlug und die türkische Flotte zu ihm überlief. Nun hätte Russland zugunsten des Sultans intervenieren müssen. Es sah sich dazu aber weder finanziell noch militärisch in der Lage. Um die Festsetzung Muhammad Alis am Bosporus zu verhindern sah sich St. Petersburg daher gezwungen, die Zusammenarbeit mit London zu suchen. Der gemeinsam von Russland, Großbritannien und Österreich ausgeübte Druck zwang den Khediven und seine Schutzmacht Frankreich 1841 schließlich zum Einlenken. Muhammad Ali räumte Syrien, Kreta sowie die Arabische Halbinsel und gab die osmanische Flotte zurück. Im Gegenzug wurde seine Dynastie von den europäischen Großmächten als erbliches Herrschergeschlecht Ägyptens anerkannt.

Aufgrund der verweigerten Hilfestellung gegenüber der Pforte ließ sich die russische Vorherrschaft an den Meerengen nicht mehr aufrechthalten. An ihre Stelle trat ein gemeinsam mit Großbritannien, Frankreich und Österreich garantierter neuer Status quo, der die Türkei als schwachen Wächter des Bosporus´ und der Dardanellen fortexistieren ließ.

Der Mittlere Osten

Während sie im Falle der Türkei miteinander kooperiert hatten, prallten London und St. Petersburg um dieselbe Zeit in Persien aufeinander. Ausgangspunkt war der russische Versuch, das Land stärker wirtschaftlich zu durchdringen und es als Rammbock gegen die britischen Positionen in Indien zu nutzen. So unterstützte Russland den Schah bei seinem Feldzug gegen Herat, dem von den Briten große Bedeutung für einen Vorstoß nach Südasien beigemessen wurde. Die Perser brachen die Belagerung der afghanischen Stadt allerdings ab, als britische Kriegsschiffe in den Persischen Golf einfuhren. 1841 verglichen sich das Zarenreich und das Vereinigte Königreich dann. Die britischen Händler wurden den russischen gleichgestellt, politisch aber behielt Russland in Teheran den tonangebenden Einfluss.

Der Türkenkrieg von 1768

Nach der Konsolidierung seines Einflusses im Ostseeraum wollte Russland den Handel auf dem Schwarzen Meer und jenen im östlichen Mittelmeer an sich zu reißen. Dazu sollte das Osmanische Reich in ein Protektorat umgewandelt werden. Die Initiative für den 1768 ausgebrochenen Krieg ging dann aber von der Pforte aus: Diese war von Frankreich und Österreich, welche, auf die Revision der politischen Verhältnisse in Polen-Litauen hofften, zur militärischen Unterstützung der „Konföderation von Bar“ gedrängt worden. Als diese mit einem Fehlschlag endete, ging Russland ab 1769 zum Angriff auf das türkische Herzland über.

Im Herbst des Jahres besetzte ein zaristisches Heer Asow, die Moldau und Walachei. Zeitgleich drang die russische Ostseeflotte in die Levante ein und rieb im Juli 1770 die osmanische Marine vor Cesme auf. In den folgenden Monaten wurden die nahe der Donaumündung gelegenen osmanischen Festungen Bender, Akkerman, Braila und Ismail eingenommen. Die Krim fiel im Sommer 1772, ein Jahr später folgte die Dobrudscha. Als auch noch in Syrien und Ägypten Aufstände gegen die türkische Herrschaft begannen, schien das Reich des Sultans vor dem Zusammenbruch zu stehen.

Eine Koalition gegen Russland

Die russischen Erfolge riefen die europäischen Großmächte auf den Plan. Frankreich sah seinen Orienthandel bedroht und Österreich seine Interessen in den Donaufürstentümern. Gemeinsam begannen sie, das Osmanische Reich zu stützen. Auch versuchten sie Schweden zu einem neuerlichen Krieg gegen Russland zu bewegen. Letzterem konnte das Zarenreich anders als in der Vergangenheit nicht durch eine erfolgreiche Diplomatie begegnen. Großbritannien und Preußen verweigerten sich einem Bündnis und hielten Dänemark davon ab, Stockholm in den Rücken zu fallen: London wollte eine Stärkung der russischen Position an der Levante verhindern, Berlin sich hingegen aus der Abhängigkeit von St. Petersburg befreien.

So kam es zu einer preußisch-österreichischen Kooperation bezüglich Polen-Litauens, wo Westpreußen und Galizien besetzt wurden. Zusätzlich ließ Wien in Siebenbürgen und damit im Rücken der russischen Donauarmee 60.000 Mann  aufmarschieren. Derart unter Druck gesetzt, sah sich Katharina II. gezwungen, auf die Annexion der Moldau und Walachei zu verzichten. Auch musste sie Preußen und Österreich für die zu erwartenden russischen Gewinne am Schwarzen Meer mit polnisch-litauischen Gebieten entschädigen: In der Ersten Teilung Polens erhielten Berlin und Wien die von ihnen besetzt gehaltenen Territorien auch staatsrechtlich zugewiesen.

Der Frieden von Kücük Kaynarca

In Anbetracht der Schweden gegenüber exponierten Hauptstadt und um einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Frankreich sowie Großbritannien auszuweichen, gab sich die Zarin mit dem militärisch Erreichten zufrieden. Sie schloss mit der Pforte im Juli 1774 in Kücük Kaynarca einen günstigen Frieden. Das Zarenreich erhielt zwar nicht das Protektorat über das Osmanische Reich, wohl aber dasjenige über die nördliche Schwarzmeerküste. Damit gewann es am Dnjepr mit Cherson und am Don mit Asow wichtige kommerziell genutzte Häfen. Eine größere Kriegs- und Handelsflotte auf dem Schwarzen Meer konnte das Zarenreich aber erst nach der im April 1783 erfolgten Annexion der Krim unterhalten.

Es hatte sich gezeigt, dass die Liquidierung der Türkei aufgrund der Haltung der anderen europäischen Großmächte militärisch nicht möglich war. Auch war die russische Position an der Ostsee durch die orientalische Expansion erodiert. St. Petersburg war vorübergehend nicht mehr in der Lage gewesen, fremden Einfluss von Polen-Litauen und Schweden fernzuhalten. Da Katharina II. weiterhin dem Osmanischen Reich die Priorität zubilligte, mussten sie die Adelsrepublik betreffenden Fragen künftig im Zusammengehen mit Preußen und Österreich lösen.

„Griechisches Projekt“

Im Januar 1784 stimmte die Türkei der Eingliederung der nördlichen Schwarzmeerküste in das Russische Reich zu. Als Entschädigung erhielt sie das Gebiet zwischen Bug und Dnjestr zurück. Dieser Schritt konnte indessen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Osmanische Reich in der Annexion eine existenzielle Gefahr für sich erblickte. So konnte Russland Konstantinopel nun von der Seeseite her angreifen. Die Sorgen waren nicht unbegründet, denn Katharina II. nahm das Ziel der Zerschlagung des Osmanischen Reiches schon bald wieder auf: Die Donaufürstentümer sollten zu einem russischen Vasallen namens „Dakien“ vereinigt, Bulgarien, Mazedonien, Thrakien sowie Griechenland hingegen zu einem neo-byzantinischen Kaiserreich unter Ägide der Romanow-Dynastie zusammengefasst werden.

Um nicht erneut deren Eingreifen hervorzurufen, sollte Österreich den westlichen Balkan, Frankreich hingegen Ägypten als Kompensation erhalten. Im Falle der Hofburg war dem russischen Ansinnen Erfolg beschieden. Im Mai 1781 schloss diese mit dem Zarenhof ein entsprechendes Arrangement. Die Notwendigkeit einer Übereinkunft mit Frankreich erledigte sich von selbst. Das Land fiel aufgrund seiner vorrevolutionären Unruhen einstweilen als internationaler Faktor aus. Vor diesem Hintergrund riss die Serie von Konflikten zwischen der Pforte und dem Zarenreich nicht mehr ab. In den Donaufürstentümern nahm Russland Einfluss auf die dortige Fürstenwahl und seine Konsuln traten in Ägypten und Griechenland anmaßend auf. Als dann die Zarin auch noch die Krim bereiste und sich dabei mit dem österreichischen Kaiser Joseph II. traf, war für die Türkei das erträgliche Maß überschritten: Im September 1787 erklärte sie St. Petersburg den Krieg.

Der Türkenkrieg von 1787

Russland wurde von der Kriegserklärung überrascht und war erst 1788 zu militärischen Offensiven in der Lage: Im Sommer besetzten seine Verbände die Moldau und stürmten im Dezember Otschakow. Damit gelang die endgültige Sicherung der Dnjepr-Mündung. Der Sommer 1789 sah dann russische Siege in den Schlachten bei Focsani und am Rymnik in der Moldau, welche bis Jahresende zur Besetzung Akkermans, Benders und der Walachei führten. Auch zur See stellten sich Siege ein: Im August 1790 wurde die osmanische Flotte bei Varna, einen Monat später an der Dnjepr-Mündung besiegt. Auch fielen nun Kilia und Ismail an der Donaumündung. Der Weg in die Dobrudscha war damit frei.

Die zweite Koalition gegen Russland

Wie im vergangenen Krieg wollten Großbritannien und Preußen eine Stärkung der russischen Macht im Orient verhindern. So schlossen sie im Juli 1788 eine gegen das Zarenreich gerichtete Defensivallianz und ermutigten Schweden zum Kriegseintritt gegen Russland. Dieser erfolgte noch im selben Monat und hatte zum Ziel, dem zaristischen Einfluss auf Stockholm dauerhaft auszuschalten. Bald darauf trat der Sejm mit dem erklärten Ziel zusammen, Polen-Litauen nach zentralistischen Gesichtspunkten zu reformieren und die militärische Präsenz russischer Truppen zu beenden.

Im März 1790 folgte dann ein Bündnis Warschaus mit Berlin, welches dieses zum Schutz der Adelsrepublik vor Russland verpflichtete. Auch eine zwei Monate zuvor geschlossene Allianz mit dem Osmanischen Reich sah den preußischen Kriegseintritt gegen Russland und Österreich vor. Die Pforte sollte mit den beiden Kaisermächten keinen Frieden schließen, der nicht zuvor die Billigung Preußens, Schwedens und Polen-Litauens erhalten hatte. Dieser Druck bewirkte, dass Österreich sich Mitte 1790 aus dem Krieg gegen die Türkei zurückzog. Russland stand der sich anbahnenden Koalition allein gegenüber.

Der Frieden von Jassy

Der überraschend starke osmanische Widerstand, die bedrohliche Lage im Ostseeraum sowie die Möglichkeit eines Krieges mit Großbritannien und Preußen ließen St. Petersburg Abschied vom „Griechischen Projekt“ nehmen. Im August 1790 schloss es mit Schweden einen Vergleichsfrieden. Ab März 1791 bemühten sich die zaristischen Emissäre dann um die schnellstmögliche Beendigung des Orientkrieges. Der Frieden sollte auf Basis des von London angebotenen „modifizierten“ Status quo geschlossen werden. Dieser sah vor, dass Russland die Donaufürstentümer wieder räumte. Dafür durfte es aber das Gebiet zwischen Bug und Dnjestr inkorporieren. Auch hatte die Pforte die Annexion der Krim und den Ausbau des dortigen Kriegshafens Sewastopol förmlich anzuerkennen.

Das Ende Polen-Litauens

Militärisch im Orient gebunden, hatte das Zarenreich mitansehen müssen, wie sich sein Vasall Polen-Litauen aus den russischen Fesseln zu lösen began. Im Mai 1791 verabschiedete der Sejm eine neue Verfassung, welche das Liberum Veto abschaffte, die Erbmonarchie einführte und das Heer auf 100.000 Mann vergrößerte. Diese Änderungen wurden von Katharina II., welche die Adelsrepublik als Satelliten erhalten wissen wollte, entschieden abgelehnt. Der Frieden von Jassy gab ihr dann freie Hand für eine militärische Intervention.

Im Frühjahr 1792 besetzten russische Truppen Polen-Litauen und kassierten die Konstitution von 1791. Der nun einsetzende Widerstand erwies sich aber als so heftig, dass Russland zu seiner Niederschlagung auf preußische und österreichische Hilfe angewiesen war. Als Gegenleistung gestand Katharina II. Wien und Berlin die finale Demontage Polen-Litauens zu: Im Oktober 1795 einigten sich die „drei Schwarzen Adler“ auf die Zerschlagung der Adelsrepublik. Russland bekam Kurland, Weißrussland, die Ukraine und Litauen zugesprochen. Den polnischen Kernbereich teilten Hohenzollern und Habsburger unter sich auf.

Persien und die Französische Revolution

Zugleich begann die Zarin am Kaspischen Meer offensiv auszugreifen. So wollte sie Persien unter die Botmäßigkeit Russlands zu zwingen und dazu einen ihr genehmen Herrscher in Teheran einsetzen. Tatsächlich eroberte eine 50.000 Mann starke russische Armee 1796 Aserbaidschan. Parallel dazu entsandte Katharina II. ein Heer von 60.000 Mann nach Westeuropa. Es sollte dort die Französische Revolution bekämpfen. Von dieser sah die Zarin die russische Autokratie existenziell gefährdet. Da verstarb sie im November desselben Jahres.

Der Polnische Erbfolgekrieg von 1733

Seit 1730 verhandelte das Zarenreich mit Österreich und Preußen über die Thronfolge in Polen-Litauen und man einigte sich auf den Sohn Augusts II als Nachfolger. Frankreich hingegen wollte wie auch der polnisch-litauische Adel Stanislaw Leszczynski zum neuen König küren. Tatsächlich wählte die Szlachta im September 1733 den letzteren zum neuen polnischen König. Unmittelbar darauf griff Russland militärisch ein und vertrieb den Polenkönig nach Danzig. Im Januar 1734 nahm ein 60.000 Mann starkes russisches Heer die Belagerung der Stadt auf. Ein zu ihrem Entsatz entsandtes französisches Korps wurde zurückgeschlagen. Danzig kapitulierte im Juli und Frankreich stellte die Unterstützung für Leszczynski ein. So wurde der Kursachse August III. neuer polnischer König.

Freilich regte sich im polnisch-liatuischen Adel Widerstand gegen die russische Intervention: Die von ihr getragene “Konföderation von Dzikow” widersetzte sich dem Zarenreich durch guerillaähnliche Methoden. Allerdings konnten weder Schweden, das Osmanische Reich noch Frankreich für militärischen Beistand gewonnen werden. Letzteres erkannte im Oktober 1735 sogar die Thronfolge des russischen Kandidaten in Polen-Litauen an. Auch verpflichtete es sich, alle diplomatischen Aktivitäten in dem Land einzustellen. Der Aufstand der Konföderierten wurde dann bis März 1736 niedergeworfen.

Der Türkenkrieg von 1735

Am Kaspischen Meer hatte sich recht schnell gezeigt, dass die militärische Sicherung der 1723 gemachten Eroberungen deren wirtschaftlichen Wert überstieg. So fiel nach dem Tode Peters I. die Entscheidung, sich sukzessive von ihnen zu trennen: Die kaspische Südküste wurde 1732 wieder an Persien abgetreten. Die Westküste südlich des Flusses Terek folgte 1735.

Dem Osmanischen Reich hingegen erklärte die russische Regierung im September 1735 den Krieg. Sie hoffte einen breiten Zugang auch zum Schwarzen Meer zu gewinnen und in den dortigen Handel einzubrechen. Zugang zu der Region fand das Zarenreich über die Dnjepr- und Don-Mündung sowie die Krim, die beiden Flussmündungen wie eine natürliche Festung vorgelagert war. Im Sommer 1736 wurden Asow und Kinburn besetzt, ein Jahr später Otschakow. Die Krim indessen konnte trotz dreimaliger Einfälle nicht erobert werden. Um ihre Abtretung doch noch zu erzwingen, wandte sich Russland gegen das türkische Herzland und besetzte 1739 die Moldau.

Nun aber stellte sich heraus, dass das Zarenreich seine materiellen Ressourcen überdehnt hatte und eine militärische Wende auf dem osmanischen Kriegsschauplatz schien möglich. Zudem drohte eine Intervention Österreichs und Frankreichs, die beide keine Festsetzung Russlands in den Donaufürstentümern Moldau und Walachei hinnehmen wollten. Aus diesen Gründen suchte die Regierung des Zaren im Oktober 1739 um Frieden nach. In dem in Belgrad unterzeichneten Dokument verzichtete sie auf alle gemachten Eroberungen und akzeptierte damit das vorläufige Scheitern ihrer Orientpolitik.

Der Krieg gegen Schweden von 1741

Militärisch am Schwarzen Meer gebunden konnte Russland nicht in Schweden eingreifen, als seine dortigen Gegner das Land 1738 aus russischer Abhängigkeit lösten und ein Bündnis mit Frankreich schlossen. Mit dessen Unterstützung sowie der des Osmanischen Reiches wollten die „Hüte“ die 1721 verloren gegangenen Ostseeprovinzen zurückerobern und so Schwedens Großmachtstatus wiederherstellen. St. Petersburg konnte das schwedische Militärpotential einstweilen nur durch Allianzen mit Großbritannien und Dänemark von sich ablenken.

Der Frieden von Belgrad gab dem Zarenhof dann wieder volle militärische Handlungsfreiheit an der Ostsee. Daher versuchten Schweden und Frankreich, ihr politisches Ziel eines russischen Rückzugs vom Baltischen Meer durch einen Staatsstreich in St. Petersburg zu erreichen. Dieser brachte  dann zwar die Großfürstin Elisabeth auf den Zarenthron. Diese aber hielt ihr Wort bezüglich der Abtretung der baltischen Provinzen nicht, so dass der Krieg unausweichlich wurde: Im Sommer 1741 eröffnete Schweden die Kampfhandlungen.

Diese verliefen für Stockholm von Anfang an unglücklich. Im September 1741 wurde es in Karelien von den Russen geschlagen. Diese nahmen im August 1742 Helsinki ein. Das restliche Finnland sowie die Aland-Inseln verlor Schweden bis zum Herbst. Nachdem dann im Mai 1743 seine Flotte bei Hangö vernichtet wurde, willigte das skandinavische Land in den Frieden von Abo ein. Es verpflichtete sich, einen russlandfreundlichen König zu wählen. Damit war die hiesige Vorherrschaft Russlands wiederhergestellt.

Die Schlesischen Kriege

Kaum hatte Russland seine Vorfeldkontrolle über die anderen Ostseeanrainer sichergestellt, drohte diese seitens Preußen gestört zu werden. Berlin war durch die 1742 erfolgte Annexion Schlesiens zur mit Frankreich verbundenen Großmacht aufgestiegen. Dadurch bestand die Gefahr, dass Versailles die russische Position in Schweden und Polen-Litauen erneut unterminierte. Um dies zu verhindern drängte das Zarenreich Preußen diplomatisch dazu, seine Allianz mit Frankreich zu lösen. Als dies misslang, erwog der russische Kanzler Bestuzev ein militärisches Eingreifen gegen Friedrich II. Er scheiterte damit aber am Veto der Zarin.

Im September 1745 erging gegen Preußen aber doch noch ein Interventionsbeschluss. Das russische Heer wurde mobilisiert. Man wollte aber nicht ohne Verbündete in den Krieg ziehen. So streckte man Fühler nach Österreich aus. Dieses aber schloss mit Friedrich II. Frieden, so dass das russische Eingreifen ausblieb. Bestuzev bemühte sich aber um den Unterhalt eines starken Heeres. Dieses sollte bei nächster Gelegenheit gegen den Preußenkönig losschlagen. Da sich dessen Finanzierung für die Staatskasse als zu starke Belastung erwies, bemühte sich Bestuzev um britische Hilfsgelder. Tatsächlich erreichte er Mitte 1747 eine erste Zusage. Die wurde aber nach dem Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges 1748 kassiert.

Das anti-preußische Bündnis

Die antipreußische Politik stand vor dem Aus. Dies ließ Russlands Position in Schweden erodieren. Hier errang die russlandfeindliche Partei die Mehrheit im Reichstag. Sie setzte im Mai 1747 ein Bündnis mit Preußen und damit indirekt mit Frankreich durch. Auch emanzipierte sich der eigentlich als russlandfreundlich geltende schwedische Monarch zunehmend von St. Petersburg. Auch plante er die Errichtung eines absolutistischen Regimes nach dem Vorbild Karls XII. Seit März 1749 plante der Zarenhof eine Aktion gegen das skandinavische Land, wollte aber nicht ohne Unterstützung Österreichs und Großbritanniens losschlagen. Als diese ausblieb, stellte die russische Regierung ihre Interventionsbemühungen ein. Für Russland zum Glück scheiterten die absolutistischen Bestrebungen in Schweden aber. Die dortige Lage entspannte sich ganz im Sinne des Zarenreiches.

Der Friede von 1748 erwies sich allerdings als nicht dauerhaft. Schon Mitte der 1750er Jahre zog eine neue internationale Krise herauf. Nun gelang es dem russischen Kanzler, erneut britische Subsidien sicherzustellen und auch innenpolitische Widerstände gegen einen Waffengang mit Preußen zu überwinden. So sollten nach dem Willen Großbritanniens russische Truppen Kurhannover besetzen, um es gegen einen möglichen Angriff Friedrichs II. zu verteidigen. Allerdings verständigte sich London in letzter Minute mit Berlin auf gegenseitig zu wahrende Neutralität. Die Aktion zum Schutze des Stammlandes des britischen Monarchen entfiel somit.

Dennoch wurden die gegen Preußen gerichteten russischen Kriegsvorbereitungen nicht gestoppt. Statt mit Großbritannien schloss das Zarenreich im Frühjahr 1756 eine Allianz mit Frankreich, der auch Österreich und Schweden beitraten. Russischerseits bestand ihr Ziel darin, Preußen Schlesien wieder zu entreißen. Damit sollte der machtpolitische Zustand von vor 1742 widerhergestellt werden. Da die Verbündeten nicht zu massiven Schlägen gegen Friedrich II. in der Lage waren, sollte der Preußenkönig durch einen langen Abnutzungskrieg ermattet werden.

Der Siebenjährige Krieg

Russland eröffnete seinen Kriegseinsatz im Sommer 1757 mit der Invasion Ostpreußens. Die es verteidigenden preußischen Truppen wurden bei Großjägersdorf geschlagen, der strategische Vorteil aber nicht ausgenutzt. Statt Königsberg einzunehmen, zog sich das russische Heer nach Litauen zurück. Die militärische Sicherung der Provinz erfolgte erst durch den Anfang 1758 erfolgten zweiten Einfall. Nun vereinbarten die Verbündeten die finale Demontage Preußens. Jetzt sollte nicht nur Schlesien an Österreich zurückfallen, sondern Kursachsen Halberstadt, Schweden Pommern und Russland Ostpreußen erhalten. Friedrich II. würde lediglich sein brandenburgisches Kernland verbleiben.

Im Sommer 1758 rückte das russische Heer dann über Thorn und Posen auf die Oder vor. Dort sollten sie sich mit den aus Böhmen heranmarschierenden Österreichern vereinigen und dann nach Brandenburg einfallen. Die Preußen schlugen die Russen aber bei Zorndorf und zwangen sie zum Rückzug nach Polen. Die Vereinigung der Alliierten war damit aber nur verschoben worden. Sie gelang im Sommer 1759. Gemeinsam schlugen die russischen und österreichischen Truppen Friedrich II. bei Kunersdorf vernichtend. Nun hätten die Verbündeten in das Herzland des Gegners eindringen und den Krieg damit rasch zu einem Ende bringen können. Stattdessen zerstritten sich ihre Befehlshaber über das weitere Vorgehen. Statt nach Brandenburg zogen sie sich in ihre Winterquartiere zurück. So konnte sich Preußen von seiner Niederlage erholen und ein neues Heer ins Feld stellen.

Das russisch-preußische Bündnis

Zudem zeigten sich jetzt erste Risse in den russischen Kriegsanstrengungen. Das Zarenreich geriet 1759 in eine schwere finanzielle Krise, die sich in den Folgejahren noch verschlimmerte. Zugleich mangelte es an militärischem Nachschub. Der vorhandene konnte nur schwer an die Front gebracht werden und waren nur noch 2/3 des in Polen-Litauen stehenden Heeres einsatzbereit. Es war somit nicht mehr möglich, Friedrich II. einen entscheidenden Schlag zu versetzen oder ihn langsam zu ermatten. Dazu verwehrten Österreich und Frankreich Russland die Annexion Ostpreußens. Auch setzten sie sich über die Unterstützung der kursächsischen Erbfolge für die Schwächung des russischen Einflusses in Polen-Litauen ein. Daher revidierte St. Petersburg seine Politik und setzte bezüglich der Adelsrepublik auf die Stationierung eigener Truppen sowie deren diplomatische Absicherung gegenüber Preußen.

Als Peter III. im Januar 1762 die Nachfolge Elisabeths antrat, war der Weg zum entsprechenden politischen Arrangement frei. Gegen den Verzicht auf sämtliche Ansprüche gegenüber Polen-Litauen wurden dem Preußenkönig alle eroberten Gebiete restituiert. Zudem wurde er durch ein Bündnis in die russische Vorfeldkontrolle integriert. Friedrich II. erkannte die militärische Handlungsfreiheit des Zarenreiches in der Adelsrepublik sowie dessen Recht, dort einen König nach seinem Belieben einzusetzen, an.

Sanssouci machte diese Zugeständnisse, da die russische Kriegsbeteiligung, so widersprüchlich und methodisch langsam sie auch gewesen war, nachhaltigen Eindruck gemacht hatte. Es hatte sich erwiesen, dass Preußen, solange der Focus Russlands auf dem Ostseeraum lag, dem vereinigten Druck des Zarenreiches und Österreichs nicht auf Dauer würde standhalten können. Da die Gegnerschaft Österreichs wegen Schlesien gegeben war, glaubte Friedrich II., den Großmachstatus seines Landes nur durch die Anlehnung an Russland erhalten zu können.

Das Paninsche „Nordische System“

Russland hingegen hatte durch den Frieden mit Preußen sein Hauptziel, die Sicherung seines Einflusses auf Schweden und Polen-Litauen, erreicht. Gegenüber Krakau wurde er sogar mit umfangreichen finanziellen und militärischen Mitteln noch ausgebaut. So erfolgte 1764 die Wahl des Kandidaten der seit 1762 regierenden Zarin Katharina II. zum König der Adelsrepublik. Die mit ihr verbundenen Dissidenten erhielten Zugang zu den Reichstagssitzungen. So trat 1767/68 ein ganz im Sinne Russlands zusammengesetzter Sejm zusammen. Die Zarin erhielt nun auch offiziell das Recht auf Intervention in die polnisch-litauischen Angelegenheiten. Ein 1768 gegen Russland begonnener Aufstand der von einem Teil der Szlachta gebildeten „Konföderation von Bar“ wurde niedergeschlagen.

In Schweden errangen die von Russland finanziell unterstützten „Mützen“ 1765 die Mehrheit im Reichstag. Daraufhin löste sich das skandinavische Land von Frankreich und sanktionierte abermals die verfassungsmäßige Oligarchie. So konnte das Zarenreich weiter auf dessen Innenpolitik einwirken.

Der seit 1764 amtierende Außenminister Panin wollte die russische Vorfeldkontrolle an der Ostsee durch ein gegen Frankreich und Österreich gerichtetes Bündnissystem ergänzen und stärken. Dazu suchte er die Allianz mit dem den Sund kontrollierenden Dänemark und dem Haupthandelspartner Großbritannien. Dieses Unterfangen scheiterte allerdings an der Zurückhaltung Londons sowie Berlins.

Die Welthandelskonzeption Peters I.

Seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts lag die russische Außenpolitik allein in den Händen des Zaren. Der seit 1689 allein regierende Peter I. wollte nun den Handel an der Ostsee, am Schwarzen und Kaspischen Meer unter seine Kontrolle zu bekommen und über das russische Kernland miteinander verbinden. Dadurch wäre der Handel zwischen Westeuropa und Asien über Russland gelenkt worden und wäre das Zarenreich zur Drehscheibe des Welthandels geworden. Für das Gelingen des Unterfangens musste freilich erst noch die Macht Osmanischen Reiches, Schwedens und Persiens an den drei Binnenmeerengebrochen werden. Den Anfang machte Peter I., als er der Türkei 1695 die Stadt Asow entriss und Russland damit einen Zugang zum Schwarzen Meer sicherte. Danach wandte sich der Zar dem an der Ostsee mächtigen Schweden zu und verbündete sich 1699 mit dessen alten Rivalen Dänemark und Polen-Litauen.

Der Große Nordische Krieg

Der Angriff der Verbündeten auf das schwedische Reich erfolgte 1700, war aber schlecht koordiniert. So gelang es Schwedens König Karl XII., seine Kräfte gegen jeweils einen Gegner zu konzentrieren. Dänemark war bereits im Sommer besiegt. Es folgte im November der Triumph von Narwa über Russland. Mitte 1701 wurde der König Polen-Litauens, August II., bei Riga geschlagen. Der litauische Adel lief zuden Schweden über. Der Weg in das russische und polnische Kernland war damit frei. Da eine Invasion des ersteren aber als schwer gangbar galt, wandte sich Karl XII. Polen zu.

1702 fielen die beiden Hauptstädte Polens, Warschau und Krakau, in schwedische Hände. Im Folgejahr wurde der mit Karl XII. verbündete Stanislaus Leszczynski zum polnischen König proklamiert. Russland, das in der Zwischenzeit das nur schwach gesicherte Ingermanland, Estland und Livland ohne Reval und Riga erobert hatte, griff erst Ende 1705 in Polen-Litauen ein. Das russische Heer wurde aber bei Grodno schwer geschlagen. Danach wandten sich die Schweden abermals August II. zu und besetzten 1706 dessen Stammland Kursachsen. Im Altranstädter Frieden zwangen sie ihn zur Kapitulation.

Nun sprach alles dafür, dass die Schweden die Russen aus den von ihnen besetzten baltischen Provinzen vertreiben würden. Um wenigstens das 1703 gegründete St. Petersburg behalten zu können, bat Peter I. um Frieden nach. Dieser wurde von Karl XII. abgelehnt. Er sah keinen Grund, dem Zarenreich einen Ostseehafen zu überlassen.  Statt sich nun aber dem Baltikum zuzuwenden, rückten die Schweden von Leipzig kommend seit September 1707 durch Polen-Litauen auf Moskau vor. Die russische Armee zog sich vor ihnen bis hinter Smolensk zurück und hinterließ verbrannte Erde. Dies zwang Karl XII. im Herbst 1708, in die Ukraine abzuschwenken.

Poltawa

Doch auch diese war von russischen Truppen verwüstet worden. Das schwedische Heer fand hier keine Nahrungsmittel vor und litt im Winter 1708/09 entsprechend Hunger. Damit sank auch seine Kampfkraft. Nun wäre ein Rückzug über den Dnjepr nach Polen-Litauen möglich gewesen. Doch Karl XII. hielt an seinem Plan fest, nach Moskau zu marschieren. Dies gab der russischen Führung die Möglichkeit, sein geschwächtes Heer unter günstigen Bedingungen zur Schlacht zu stellen. Tatsächlich hatte sich das russische Heer während des Winters aus der getreidereichen Wolga-Region versorgen könne. So befand es sich Anfang 1709 in einem auch qualitativ besseren Zustand als die schwedische Armee. In der Mitte 1709 folgenden Schlacht von Poltawa errangen die Russen dann einen überwältigenden Sieg, Karl XII. floh in das Osmanische Reich.

Schweden konnte den Verlust seines Feldheeres nicht kompensieren und sah sich zum Rückzug aus Riga, Reval und Polen-Litauen genötigt. In die verlassenen Positionen rückten die Streitkräfte des Zaren nach. Ihm waren nun weitausholende Schläge gegen das schwedische Ostseereich möglich. Folglich ging es Peter I. nun nicht nur um den Erhalt von St. Petersburg, sondern um den Gewinn der Vorherrschaft an der Ostsee. Diese erschien umso dringender, als da Asow 1711 nach kurzem Krieg wieder an die Türkei verloren gegangen war.

Russische Offensive

Erstes Ziel war es nun, die Flussmündungen an der östlichen und südlichen Ostseeküste unter Kontrolle zu bekommen. Auch wollte sich die russische Führung an den Ausgang der Ostsee in den Ozean, dem Sund, heran arbeiten.1710 wurde August II. wieder als König Polen-Litauens eingesetzt. Die eigentliche Macht lag hier aber bei Peter I. 1711 eroberten russische Truppen Stettin und 1713/14 Finnland. Hierbei wurde 1714 die schwedische Flotte bei Hangö vernichtet, so dass die russische Flotte auch die offene See beherrschte. In der Folge kapitulierten 1715 Stralsund und Wismar. Letzteres sollte nach dem Willen des Zaren zu einem Warenumschlagplatz von Weltrang aufsteigen. Dazu sollte die Ostsee durch einen Kanal mit Elbe und Nordsee verbunden werden.

Bereits 1714 war Preußen gegen Zusage der Übergabe Stettins als Verbündeter gegen Schweden gewonnen worden. Zeitgleich baute Russland mittels Heiratsprojekten und Truppenstationierungsverträgen Kurland, Mecklenburg und Holstein-Gottorf zu strategischen Stützpfeilern aus. 1716 schien dann Schweden aufgrund der drohenden Invasion seines Kernlandes zum Frieden bereit. Der 1714 aus dem türkischen Exil zurückgekehrte Karl XII. forderte für diesen aber russische Unterstützung beim Erwerb Norwegens von Dänemark. Nach seinem Tod 1718 wurden die Sondierungen allerdings ergebnislos abgebrochen.

Europäische Intervention

Die nun drohende russische Ostseeherrschaft rief den entschiedenen Widerstand Großbritanniens hervor: Es fürchtete um seine zentrale Rolle im Welthandel. London wollte sowohl die Invasion Schwedens verhindern sowie die russische Militärpräsenz in Polen-Litauen beenden. Es folgte ein Bündnis mit Frankreich, Österreich und den Niederlanden. Zudem gelang es den Briten, die Vebründeten Russlands zum Frieden mit Schweden zu bewegen: Noch 1719 schlossen Kursachsen, Kurhannover und Preußen Frieden mit Stockholm. Dieses verlor die Mündungen von Elbe, Weser und Oder. Dänemark verständigte sich 1720 unter Ausklammerung der Gottorf´schen Frage mit Schweden.

Eine Allianz gegen Russland

Nach diesem Erfolg bemühte sich Großbritannien, die Ostseeanrainer zu einem Bündnis gegen Russland zusammenzufassen. Auch sollten Österreich und das Osmanische Reich zum Kriegseintritt gegen Peter I. gedrängt werden. Diese diplomatischen Schritte weckten aber an den europäischen Höfen Befürchtungen bezüglich einer möglichen britischen Vorherrschaft im Ostseeraum. Sie wollten das Zarenreich als Gegengewicht zu London erhalten. London sah sich so gezwungen,  seine Roll-back-Politik 1720 aufzugeben. Auch stimmte es der Umwandlung Schwedens in einen dezentralen Staat zu. Russland wiederum war durch den langen Krieg finanziell auf das Äußerste beansprucht worden und wünschte zur wirtschaftlichen Erholung den Frieden.

Der Frieden von Nystad und Krise um Polen

Damit war der Weg zum Nystader Frieden von 1721 frei: Zwar blieb Russland aufgrund der europäischen Intervention die Vorherrschaft an der Ostsee verwehrt. Dafür erhielt es durch den Gewinn Ingermanlands, Estlands, Livlands sowie Teilen Kareliens einen breiten Zugangs zum Baltischen Meer. Diesen nutzte das Zarenreich, um in der Folge den für die Staatskasse sehr ergiebigen Handel mit Westeuropa zu forcieren. Der Ostseezugang musste durch die Außensteuerung Polen-Litauens und Schwedens strategisch abgesischert werden. Hier trat nun Frankreich als großer Gegner des Zarenreiches auf. Zum ersten Zusammenstoß kam es 1723, als August II. scheinbar im Sterben lag und um seine Nachfolge ein diplomatischer Streit entbrannte. Dieser verschärfte sich durch die Tatsache, dass Russland die Rechte der konfessionellen Minderheiten in Polen-Litauen möglichst großzügig ausgestalten wollte, um die dortige verfassungsrechtliche Anarchie zu erhalten. Anfang 1725 starb Peter I. aber, während sich August II. wieder erholte. Die Polenkrise löste sich auf.

Russischer Druck auf Dänemark

Die Situation in Polen-Litauen als einigermaßen stabil einschätzend, präferierte Peters I. Nachfolgerin Katharina I. nun ein Vorgehen gegen Dänemark. Sie wollte Kopenhagen zwingen, den Sundzoll für russische Schiffe abzuschaffen. Anfang 1726 kreuzte eine russische Flotte in Nähe der Ostseeausgänge, rief damit aber eine Intervention Frankreichs und Großbritanniens hervor. Beide wollte nicht zulassen, dass sich Russland dort festsetzte.Das Zarenreich seinerseits schloss im Februar 1726 ein Defensivbündnis mit Schweden, indem Stockholm Schleswig als Teil der russischen Einflusszone anerkannte. Österreich und Spanien schlossen sich an.

Die Stuart-Affäre

Die ungeregelte Erbfolgefrage Großbritanniens gab St. Petersburg die Möglichkeit, gegen London vorzugehen. Hier beanspruchten die 1688 gestürzten katholischen Stuarts weiterhin den Thron für sich. Um Russland für ein Unternehmen gegen das regierende Haus Hannover zu gewinnen, waren sie bereit, die Stärkung des zaristischen Einflusses auf Schweden hinzunehmen. Im Gegenzug sollten russische Schiffe österreichische Truppen in Großbritannien anlanden. London entsandte daraufhin ein Flottengeschwader in die Ostsee, das sich aber wieder aufgrund maritimer russischer Überlegenheit von dort zurückzog. Nun trat Preußen dem russisch-österreichischen Bündnis bei. Die drei Parteien einigten sich darauf, Polen-Litauen in seinem schwachen Zustand zu belassen und sich der Abschaffung des Wahlkönigtums zu widersetzen. Die Krise mit den Westmächten löste sich schließlich auf, als Österreich sich ihnen wieder annäherte und die Landung in England damit obsolet wurde. Russland indessen verlängerte 1729 und 1730 sein Bündnis mit Preußen.

Persien

Bereits unter Peter I. hatte sich Russland nach seinem Sieg über Schweden Persien und dem Kaspischen Meer zugewandt. Eine Expedition hatte schon 1714 die hier nach Indien führenden Handelswege erforscht. 1717 war ein Handelsvertrag mit dem Schah abgeschlossen worden. Als dieser sich aber weigerte, Rohseide von der West- und Südküste des Kaspischen Meeres über Russland nach Europa zu exportieren, griff der Zar auch hier zur Gewalt. Er brachte die strittigen Gebiete 1722/23 an sich.

China

Mit dem Ziel, die führende Macht im transkontinentalen Handel zu werden, hatte sich Russland seit Ende des 17. Jahrhunderts auch um intensive Handelsbeziehungen zu China bemüht. So war 1693 ein staatliches Karawanensystem nach dem Reich der Mitte eingerichtet worden. Dieses schlief infolge von Grenzstreitigkeiten aber in den beiden ersten Dekaden des 18. Jahrhunderts wieder ein. Ein langfristig stabiler, allerdings auf zwei Grenzorte beschränkter Warenaustausch etablierte sich erst, als die politischen Konflikte 1727 beigelegt wurden. In ihm wurden schon bald private Händler führend, da die von ihnen gezahlten Steuern und Zölle der russischen Staatskasse mehr Einnahmen verschafften als der Staatshandel.